Eines der drei Maskottchen, die bei einem EM-Qualifikationsspiel in Oldenburg für Stimmung sorgen, stammt aus Stuhr

Oldenburg/Stuhr. Der Türenheld, Wahrzeichen der gleichnamigen Firma, legte während des EM-Qualifikationsspiels der Handball-Nationalmannschaft der Frauen in Oldenburg vor 2156 Zuschauern einen großen Auftritt hin. Dabei wurden einige T-Shirts durchgeschwitzt.

Von Lars Pingel

 

Die deutschen Handball-Nationalspielerinnen waren noch nicht in der EWE-Arena angekommen. Mateusz Warmuzinski hat sein erstes T-Shirt durchgeschwitzt. In einer Kabine im Keller der Arena in Oldenburg, in der in zweieinhalb Stunden ein EM-Qualifikationsspiel zwischen der DHB-Auswahl und Litauen ausgetragen wird, legte er einen riesigen Kopf zur Seite und schälte sich aus einem neongrünen Plüschanzug, an dem eine lilafarbene kurze Hose und ein Cape befestigt sind; zu dem lila Handschuhe und Stiefel gehören. Der Türenheld konnte seine erste Pause machen. „Denk daran, dass du die Flagge hoch und gerade hältst“, sagte Anne Koschade, bei der Stuhrer Firma Fenster & Türen Welt für PR und Sponsoring zuständig, zum Darsteller des Maskottchens des Unternehmens, das seit drei Jahren die Einlaufzeremonien bei Frauen- und Männer-Länderspielen präsentiert. Koschade hatte mit Warmuzinski, genauer mit dem deutlich mehr als zwei Meter großen Türenheld, diese in der noch leeren Halle mehrfach geprobt, sodass das Maskottchen einige Runden im Spurt um das Feld zurückgelegen musste. Anstrengend und schweißtreibend.

Drei Maskottchen sorgen für Stimmung

Die Abläufe rund um das Spiel waren genau geplant, Abweichung nicht erlaubt. Wer läuft wann wohin? Wer sagt wann was? Welcher Spot läuft auf dem Videowürfel? Und was passiert in Auszeiten? Darum ging es bei der letzten Besprechung mit den Organisatoren des DHB, natürlich waren Koschade und Warmuzinski (in Jeans und frischem Shirt) dabei. Begleitet wurden sie von Michael Stiebler und Wolfgang Hohendorf, den Routiniers im Maskottchen-Trio, das in Oldenburg auftrat.

Als Maskottchen selbstständig gemacht

Stiebler war einer der Darsteller von Hannibal, dem offiziellen Maskottchen der Männer-WM 2007 in Deutschland, das inzwischen Maskottchen des Dachverbands geworden ist. Der Hagener hat sich, nach der Weltmeisterschaft selbstständig gemacht. „Die Resonanz war damals sehr, sehr positiv“, erzählte er, wie die Idee entstand. Zu einem Geschäftsplan wurde sie dann auch durch eine Anfrage der Ausrichter der „Gerry-Weber-Open“, dem Profi-Tennisturnier in Halle/Westfalen. Sie suchten einen Sympathieträger, ein Maskottchen. Die Firma Ani-Motion war gegründet. „Dass es so ausartet, habe ich allerdings nicht gedacht“, sagte er lachend. In 54 Kostümen treten er und seine Mitarbeiter heute auf. „Wir haben 72 Kunden“, erzählte Stiebler, der auch Kostümbau und Coaching anbietet.

Türenheld begrüßt ankommenden Zuschauer

Warmuzinski setzte derweil im Keller den Kopf wieder auf – der Türenheld war bereit. 90 Minuten vor dem Spiel begann sein Job. Koschade stattete eine Promoterin mit einer großen Umhängetasche mit Giveaways wie Gummibären und Schlüsselanhängern aus. „Sie führt ihn auch“, erklärte sie. „Denn die Orientierung in dem Kostüm ist nicht ganz ohne.“ Warmuzinski guckte durch den Mund. Das, was links und rechts um ihn herum geschah, sah er kaum. Es ging ins Foyer der Arena, um die Zuschauer zu begrüßen. Auch Hannibal und Jolinchen, Maskottchen des DHB-Partners AOK, das von Hohendorf gespielt wurde, mischten sich unter die Fans. Die klatschten mit den Dreien ab, scherzten und machten Selfies. Sie hatten offensichtlich Spaß am Treiben der Figuren.

„Chance zur Interaktion ist sehr groß“

„Es gibt im Grunde nur positive Reaktionen“, erzählte Hohendorf. Klar, es entwickle sich auch ein Gespür dafür, wer angesprochen werden kann und ob die Figur eher forsch oder zurückhaltend auf den Gegenüber zugeht. „Du bist eine von allen geliebte Comic-Figur, damit ist die Chance zur Interaktion sehr groß“, erklärte Hohendorf. Im Sommer 2008 kam er zu Ani-Motion. „Ich wollte eigentlich nur einen Promoter-Job haben, dann habe ich aber schnell gemerkt, dass es seinen Reiz hat, als Maskottchen aufzutreten.“ An der Universität Düsseldorf hat er sogar seine Bachelor-Arbeit im Fach Medien- und Kulturwissenschaften zu diesem Thema geschrieben.

Koschade lief mindestens genauso viel wie „ihr“ Maskottchen. Zum einen, weil die Tasche nachgefüllt werden musste. Zum anderen, weil die Zeremonie nicht nur mit dem Türenheld geübt wurde. Auch die jungen Handballerinnen, die mit den Nationalteams aufs Feld laufen durften, waren bestens vorbereitet.

40 Minuten vor dem Anpfiff trafen sich die Maskottchen wieder in ihrer Kabine im Keller. Kurze Pause, trockenes T-Shirt. Weiter ging’s: Zwölf Minuten vor dem Anpfiff lief der Türenheld vor der DHB-Auswahl in die Halle. Alles klappte, die Fans jubelten, Koschade atmete durch. Die Partie endete vor 2156 Zuschauern 26:26.

Vieles ist abgesprochen, anderes spontan

Die Fans wurden während der Auszeiten und in der Pause von den Maskottchen unterhalten. Sie schossen T-Shirts auf die Tribüne, tanzten, animierten zum Jubeln, machten Liegestütze oder fuhren auf einem Roller ums Feld. Doch selbst wenn das Spiel lief, ging die Interaktion weiter, aber deutlich zurückgenommen. Vieles ist abgesprochen, anderes spontan. „Du musst immer aktiv mitdenken“, erklärte Stiebler. „Du musst auf das Spiel achten und auf die Zuschauer einwirken. Und du darfst deine Einsätze natürlich nicht verpassen.“

 

Gespielt werden Stieblers Figuren, die auch international im Einsatz sind, außer vom Chef selbst von Schülern, Studenten und von Menschen, die Lust auf einen ungewöhnlichen Nebenjob haben, erzählte er: „Eine Schnell-Einführung dauert einen Tag.“ Doch bis zum ersten Auftritt in einem Kostüm vergeht noch Zeit. Bewerber begleiten Stiebler bei Auftritten, um vom Zuschauen zu lernen. Dann geht es in einer Rolle unter Leute. Zunächst bei kleineren Veranstaltungen ohne strikten Ablaufplan, aber mit überschaubarer Einsatzzeit. „Eine bis drei Stunden“, erklärte Stiebler. „Wir führen unsere Mitarbeiter langsam heran.“

Fotos in Kostüm mit abgenommenem Kopf verpönt

Diese Phase hat Mateusz Warmuzinski mit seinem Auftritt in Oldenburg beendet. Er trat zum ersten Mal in einer so großen Halle, während einer Veranstaltung mit Liveübertragung im Fernsehen und vor so vielen Zuschauern auf. „Wenn ich einen Artikel schreiben würde, hätte ich die Überschrift: Ein neuer Held, erstes große Event“, antwortete Stiebler auf die Frage, ob der Chef zufrieden war, und schob direkt nach: „Ja, er hat das sehr gut gemacht.“

„Dann hat es richtig Spaß gemacht“

Das Handballspiel war seit etwas mehr als 30 Minuten zu Ende. Das nächste von Warmuzinskis klatschnassen T-Shirts flog in eine Tasche. Es war das letzte nach einem langen Abend. Der Türenheld hatte Feierabend. Schnell noch ein Erinnerungsfoto mit den Kollegen. Die Köpfe blieben aber auf. Fotos in Kostüm, aber ohne Maske sind in Maskottchen-Kreisen ausgesprochen verpönt.

„Anfangs war ich schon nervös“, erzählte Warmuzinski. „Doch das war schon nach ein paar Sekunden verflogen. Dann hat es richtig Spaß gemacht.“ Es sei großartig gewesen, als Türenheld mit den Fans zu spielen, die vielen netten Reaktionen hätten ihn sehr gefreut. „Gerne wieder“, sagte er noch und verschwand in Richtung der Dusche in der Kabine im Keller unter der Arena.

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